„…und täglich grüßt das Suchtgedächtnis“
Die Besonderheiten des Suchtgedächtnisses
Das Suchtgedächtnis ist nicht zu löschen. Auch nach vielen Jahren der Abstinenz kann es wieder aktiviert werden. Alte Konsummuster, alte Ausreden, alte, scheinbar überwundene Probleme – und ähnliches Leid wie damals sind erneut die Folge.
Aber das Suchtverhalten kann verändert werden. Dies ist ein langer, mühsamer Lernprozess, der sehr individuell verläuft. Jeder Alkoholkranke muss für sich erkennen was er für das Erhalten seiner Abstinenz braucht. Patentrezepte gibt es nicht!
Das Suchtgedächtnis lügt! Das bedeutet, es vermittelt nur Teilwahrheiten über das tatsächliche Suchtgeschehen. Nur die verlockenden Aspekte des Suchtmittelkonsums werden vermittelt. Die negativen Folgen werden „ausgeblendet“ oder minimiert.
Suchtgedächtnisimpulse sind zum Teil unbewusst. Das macht sie so gefährlich für die Betroffenen. Ein Werbespot im Fernsehen, ein Werbeplakat beim Spazierengehen, der Anblick eines Bier- oder Weinglases und schon wird die Reizreaktionsverbindung, die in den evolutionsgeschichtlich alten Hirnarealen verankerst ist, aktiviert und es kommt zu einem „Programmwechsel“ = Suchtdruck, altes Suchtverhalten.
Was kann der Betroffene dagegen tun?
Wenn der Impuls zu trinken aus dem Suchtgedächtnis auftaucht, gilt es zunächst einmal ihn wahrzunehmen und die innere Alarmanlage einzuschalten:
„Achtung! Einseitige Botschaft des Suchtgedächtnisses!
Nichts Spontanes tun! Nur das machen , was auch morgen noch in Ordnung ist!
In Anschluss folgen Dinge wie: aus der Situation gehen, sich ablenken, mir jemandem sprechen, jemandem anrufen, viel Wasser trinken, etc. Wichtig ist, dem Suchtdruck nicht nachzugeben. Im Gegensatz zu Hunger oder Durst ist er nach ca. 30 Minuten vorbei.
Da das Suchtgedächtnis nicht gelöscht werden kann, gilt es ihm etwas entgegen zu setzten.
Auch dieser Prozess ist individuell und muss regelmäßig und über lange Zeit erfolgen. Nur aus der eigenen Reflexion mit der Abstinenz und anhand der Erfahrungen anderer Betroffener, gelingt es, die noch als belohnend gespeicherten Trinkererinnerungen zu „hemmen“ = ihnen etwas anderes, „Belohnendes“ entgegenzusetzen. Je leidenschaftlicher, emotionaler der Betroffene von seiner Abstinenz überzeugt ist, umso leichter fällt es ihm gegen die Impulse des Suchtgedächtnisses anzukämpfen.